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Inszeniert Gott die Leiden der Geschöpfe?

Lässt Gott leiden?

2013, Buch mit CD, € 9,99

 

Glaube in Zeiten
von Evolutions-
theorie und
Quantenphysik:



 Glaubwürdig von Gott reden

In 2. Auflage

mit großem Stellenregister:

Mehr Leben, bitte!

 

Rezensionen

Publik-Forum

Zeitschrift kritischer Christen
 
besprach am 10. September 2004 als Buch des Monats:
 
Klaus-Peter Jörns
Notwendige Abschiede. Auf dem Weg zu einem
glaubwürdigen Christentum, 
Gütersloher Verlagshaus 2004,
 
Theologische Führung auf der Baustelle Christentum
 
Das kirchlich geprägte Christentum wird zur Baustelle. Ein Jahrzehnt lang schien es, als liege hier zu Lande Mehltau auf dem Christentum. Den Kirchenleitungen war es gelungen, die neuen Ansätze entweder zu verharmlosen und einzubinden oder auszugrenzen und mundtot zu machen. An den Universitäten trauten sich Theologieprofessoren nicht mehr, ihre Theologie in den Dienst der Glaubensent-wicklung der Gläubigen zu stellen. Das ändert sich langsam. Denn die Schere zwischen dem, was Christen glauben, und dem, was sie glauben entsprechend den Leitungen ihrer Kirchen glauben sollten, wird immer größer. Das belegen nicht nur viele Umfragen, die unter andern von den Kirchen selbst durchgeführt und teilweise unter Verschluss gehalten werden. Das uniforme kirchliche Christentum ist passé.
 
  Das Buch von Klaus-Peter Jörns über »notwendige Abschiede« im Christentum ist ein Höhepunkt theologischen Fortschritts. Das Buch ist in seiner Bedeutung mit Hans Küngs Buch »Christ sein« vergleichbar, das vor genau 30 Jahren erschienen war und mit dem  der Tübinger Theologieprofessor dem kirchlichen Glauben nicht nur ein zeitgemäßes Sprachgewand für das 20. Jahrhundert verpasst hatte. Hans Küng hatte auch etlichen theologischen Ladenhütern den Laufpass gegeben, die sich auf Grund biblischer und theologischer Forschung sowie der Glaubensentwicklung der Gläubigen sichtlich überlebt hatten.
 
  Jörns leistet mit seinem Buch eine ähnlich bahnbrechende Arbeit, die den theologischen Stau auflöst und die fast erlahmte schöpferische Kraft des christlichen Glaubens neu spüren lässt. Theologie wird wieder in den Dienst der Gläubigen gestellt. Zentral ist für Jörns seine Überzeugung, dass »man Glauben nicht mehr mit Gehorsam gleichsetzt, sondern mit Vertrauen auf die Liebe Gottes«. Was jahrzehntelang als »Heil« erhofft und beschrieben wurde, ist heute als Geborgenheit zu verstehen und auszulegen.
 
  Jörns, evangelischer Theologieprofessor in Berlin, gibt acht Glaubensvorstellungen und -dogmen den Abschied. Und jeder Abschied setzt sich zusammen aus vielen kleinen weiteren Abschieden. Was dabei herauskommt, ist keine Zerstörung des Christentums, sondern dessen Wandlung und neue Blüte. So wird das eigentlich Christliche für unsere Zeit sichtbar. Und glaubhaft. Um welche acht großen Abschiede geht es? Jörns verabschiedet erstens die Vorstellung, »das Christentum sei keine Religion wie die anderen Religionen«. Er verabschiedet zweitens die Vorstellung, »die Bibel sei unabhängig von den Regeln menschlicher Wahrnehmung entstanden«. Ein Abschied gilt drittens der Auffassung, ein einzelner Kanon von Schriften »könne die universale Wahrnehmungsgeschichte Gottes ersetzen«. Viertens: Die Erwählungs- und Verwerfungsvorstellungen sind ebenfalls zu verabschieden. Hier sieht Jörns auch eine tragische Rolle der Kirchen. Sie binden die Liebe und Weite Gottes wieder an eine Sonderwelt, nämlich an sich selbst. Zu überwinden ist fünftens auch die Ansicht von einer wechselseitigen Ebenbildlichkeit von Gott und Menschen. Gott, so Jörns, könnten wir nicht auf personale Kategorien festlegen. Sechstens: Die Herabwürdigung unserer Mitgeschöpfe ist unangebracht und widerspricht der biblischen Schöpfungsordnung. Ein Abschied gilt siebtens dem Glauben, der Tod sei der Sünde Sold. Er macht aus dem Christentum eine Gehorsamsreligion anstelle einer Religion des Vertrauens. Und achtens gilt es, das »Verständnis der Hinrichtung Jesu als Sühneopfer und von dessen sakramentaler Nutzung in einer Opfermahlfeier« endgültig und biblisch gut begründet hinter sich zu lassen. Jörns argumentiert brillant und greift gekonnt die in den letzten Jahren gewonnenen Fortschritte in Theologie und Glaubensentwicklung auf. Und er bleibt bei den Abschieden nicht stehen. Sein Anliegen ist ein glaubwürdiges und vielfältiges Christentum. Dafür nennt er klare Kriterien. Vor allem: heutige Glaubens- und Gotteserfahrungen ernst zu nehmen. So kann dieses lesenswerte Buch zur eigenen Auseinandersetzung anregen. Und theologischen Geleitschutz geben auf der Baustelle Christentum.
 
Norbert Copray